Dr. Michael Laitman To Change the World – Change Man

Auf der anderen Seite der Wahrnehmung

Die Weisheit der Kabbala erklärt, dass eine spirituelle Arbeit keine physischen Handlungen erfordert. Alles sollte nur im menschlichen Verlangen stattfinden. Die Kabbala arbeitet mit dem, was tatsächlich geschaffen wurde: dem Verlangen. Das Verlangen wird von der Höheren Kraft kontrolliert und kann vom Menschen nur von unten beeinflusst werden. Es gibt nichts anderes als das Verlangen.

Es scheint dem Menschen, dass alles um ihn herum eine materielle Welt sei – diese Welt ist jedoch illusorisch. Sie existiert nur in der inneren Vorstellung des Menschen. Wie Baal HaSulam in der „Einführung in das Buch Sohar“ schreibt, gibt es einen speziellen „Bildschirm“ auf der Rückseite des menschlichen Gehirns, der all seine Gedanken und Gefühle projiziert und für den Menschen eine vermeintliche Art von Realität zeichnet, die er vor sich sieht.

In Wirklichkeit ist da nichts zu sehen! Sieht man nämlich vor sich einen Tisch, eine Wand, ein Haus, Sterne und Galaxien, um Beispiele zu nennen, existiert in Wirklichkeit nichts davon. Es scheint dem Menschen nur so! Der Mensch ist ein sehr komplexes System, aufgebaut auf seinen Sinnen.

Die Aufgabe eines Kabbalisten ist es deshalb, den Menschen die wahre Sicht auf die Welt und die richtige Empfindung von ihr zu vermitteln. Diese geht über seine gewöhnlichen irdischen Sinne hinaus. Daher ist die Weisheit der Kabbala die Wissenschaft der Wahrnehmung der wahren Realität. Sie lehrt die wahre Realität und wie sich diese offenbart.

Die Höhere Kraft, die all dies lenkt, hat nicht vorgesehen, dass der Mensch irgendetwas Physisches tut, denn diese ganze Welt, die uns umgibt, ist eine Illusion. Im Buch Sohar steht geschrieben, dass wir, wenn wir in unserer Empfindung die höhere Welt betreten, verstehen, dass alles vorher wie ein Traum war.

Auch wenn der Mensch das spirituelle “Sehen” erlangt, bleibt er zwischen den beiden Welten und spürt beide. Alles, was man angeblich durch seine irdischen Eigenschaften wahrnimmt, Olam Ha Medume genannt, ist eine Einbildung und dem Menschen als Scheinwelt vor Augen gestellt.

Die spirituelle Welt, die der Mensch offenbart, ist die wahre, reale Welt. Zwischen den beiden Welten besteht eine Verbindung. Der Mensch spürt die Illusion dieser Welt ebenso wie die Wahrheit der höheren Welt. Alles, was in der für den Menschen wahrnehmbaren Welt existiert, wird “andere Welt” genannt, weil sich die “wahre Welt” auf der anderen Seite seiner Wahrnehmung, seiner Illusion, befindet, die Muster seiner Welt aber beeinflusst. Nach und nach kann sich ein Mensch daher mit Hilfe der höheren Kraft an die Offenbarung der wahren Welt anpassen.

Dem Menschen ist alles gegeben, um etwas aufzubauen und zu tun – nicht physisch mit Händen und Füßen, sondern um Handlungen durch sein Verlangen auszuführen. Das Verlangen ist also das wahre Material der Schöpfung – abgesehen davon wurde nichts geschaffen.

Alles, als physisches Beschriebenes, wie “Gebote”, “Gottesdienste” in den “Tempeln” und so weiter, gelten als innere, spirituelle Erfüllung der menschlichen Verlangen und Absichten. Das ist alles! Deshalb heißt es: „Ich will von euch keine Paläste, keine kostbaren Gewänder, keinen Prunk, der nur zu Gewalt und Machtkämpfen führt. Ich brauche von euch nur die Reinheit des Herzens, die Arbeit an euren eigenen Verlangen.“

Darum ist es für den Menschen sehr wichtig zu verstehen, was die spirituelle Wurzel und ihr Einfluss auf diese Welt bedeutet. Zu verstehen, wie diese Wurzel die Wahrnehmung jedes einzelnen steuert, so dass man bestimmte physische Bilder sieht, die man angeblich durch die fünf Sinne erkennt. „Angeblich“ deshalb, weil alles eigentlich ein Traum ist, der dem Menschen realer erscheint als die wahre Wirklichkeit.

All dies ist jedoch eine Projektion der höheren Quelle, der oberen Wurzel, auf den Menschen, die wie ein sehr trickreicher Filmvorführer einen Film im Menschen ablaufen lässt, der „Leben“ genannt wird. Es scheint, dass man in einem Körper existiert und damit interagiert und so weiter. Aber sobald man nur ein wenig aufwacht, entdeckt man, dass alles ein Traum war, so wie es im Buch Sohar geschrieben steht.

Wenn der Mensch mit der Wurzel in Kontakt tritt, versteht man, warum es sich so verhält, warum dieser Film, der sich Leben nennt, gezeigt wird, warum er so vielfältig und reich an Farben, Klängen ist und einen so sehr in seinen Bann zieht. Dann fühlt man sich sehr klein, buchstäblich mikroskopisch gering, sowohl in der Tiefe, als auch im Spektrum der Wahrnehmung, aber wir halten das für etwas Ungewöhnliches.

Alles, was um den Menschen herum geschieht, wird durch den anfänglich kleinen Egoismus einer Person in dem Punkt projiziert, in dem jeder Mensch die Welt wahrnimmt. Aber sobald das Ego beginnt, sich auszudehnen und zu entwickeln, spürt man bereits das anderes Bild der nächsten Welt, weil es korrigiert ist. Denn der Egoismus kann sich nur durch Korrektur ausdehnen! Dann beginnt man, von einem kleinen Punkt ausgehend, sich die höhere Welt vorzustellen.

So gelangt man zu den Wurzeln all dessen, was uns und der Welt widerfährt. Man erfährt, wie man mit diesem System interagieren und so seine Entwicklung und Ausdehnung beschleunigen kann. Dann wird deutlich: Hier ist die Wurzel und dort ist das, was sie bewirkt. Es ist also möglich, diese Wirkungen aus der Wurzel zu verändern, indem man die Wurzel beeinflusst.

Im Moment sind wir nicht in der Lage, die physische Welt zu verändern. Das wird erst möglich, wenn wir Einfluss auf ihre Wurzel ausüben. Solange wir uns allerdings in dieser Welt befinden, wird uns bewusst, dass das für uns nicht möglich ist. Wir können nichts tun.

Wenn die Menschheit jedoch in einen Zustand völliger Trennung, Depression und Hilflosigkeit gerät, wird sie ein Ohr haben für einen anderen Weg – den einzig wahren. Auf diesem Weg wird uns nicht mehr der Egoismus, sondern wir ihn kontrollieren. Damit wird es dem Menschen möglich, sich zu erheben und die wahre Welt zu enthüllen.

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Aus der Fernsehsendung „Geheimnisse des Ewigen Buches“

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