
Früher war es üblich, einer Frau lange den Hof zu machen. Heutzutage ist dieses Phänomen jedoch fast verschwunden. In unserer Zeit gibt es praktisch kein Werben mehr. Es gibt zwar immer noch Beziehungen, aber ich würde es nicht als “Hof machen” bezeichnen, sondern als Flirten – als Aufforderung zu einer Verbindung.
Und dann müssen alle gegenseitigen psychologischen Elemente einfließen. Um eine tiefe eheliche Verbindung zu erreichen, müssen wir von weit her beginnen, mit inneren Überschneidungen, Verständnis und Gegenseitigkeit. Man sollte nichts überstürzen – man muss dem Bedürfnis nach Verbindung Zeit geben, sich zu entwickeln und vielschichtiger zu werden.
Man sollte sich nicht mit dem körperlichem Kontakt beeilen. Wenn es dazu kommt, dann sollte es ein Durchbruch eines bereits endgültig gereiften Verlangens sein. Und darin besteht das große Versäumnis aller flüchtigen Beziehungen, die für unsere Zeit charakteristisch sind.
Deshalb kommen Menschen zusammen und trennen sich sofort wieder, kommen wieder zusammen und trennen sich wieder. Und so geht es ständig weiter, als ob sie jeden Tag etwas Neues suchen würden. Aber darin liegt nichts Neues, denn der Mensch sieht nicht einmal, mit wem er eine Beziehung eingeht.
Für körperliche Nähe ist zunächst ein solcher innerer Kontakt notwendig, dass ich spüre, wie mein Partner genießt und er möchte, dass auch ich genieße. Und dann spüren wir, wie innerhalb dieser gegenseitigen Verbindung, in der wir gegenseitig genießen, die Liebe hervorbricht. Dann verbindet sich alles miteinander: unsere Gefühle, unser Sex und sogar unser Verstand.
Der Verstand ermöglicht es mir, meinen Partner in der Tiefe seiner Persönlichkeit zu spüren, und ihm, mich zu spüren. Wenn wir uns körperlich berühren, verbinden wir uns durch diese intime Verbindung in einem Gefühl. Sex ist die niedrigste Ebene der Wahrnehmung. Wir haben fünf Ebenen der Wahrnehmung: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten.
Der Tastsinn ist die letzte, niedrigste Ebene der Wahrnehmung über die Haut, und darin besteht im Wesentlichen jede intime Beziehung. Was ist Sex im Grunde genommen: Wir „reiben” uns einfach aneinander. Aber durch zusätzliche Gefühle, durch unser Verlangen, einander zu verwöhnen, heben wir Sex von der primitivsten Ebene auf die höchste Ebene – auf die Ebene von Keter, der höchsten Ebene der Lust. Deshalb gilt er als die größte Lust dieser Welt.
Aber wann kann Sex als die größte Wonne angesehen werden? Nur dann, wenn wir ihn auf die Ebene der inneren Verbindung heben können. Andernfalls bleibt er auf der untersten Stufe, als bloße Berührung.
Heute gibt es eine Vielzahl von Geräten und Hilfsmitteln, mit denen sowohl Frauen als auch Männer sexuelle Befriedigung ohne Partner erreichen können. Wenn wir nichts mehr voneinander brauchen, keine innere Verbindung, dann lohnt es sich nicht, einen mechanischen Ersatz füreinander zu finden.
Geschrieben/bearbeitet von Studenten des Kabbalisten Michael Laitman.
