Dr. Michael Laitman To Change the World – Change Man

Warum gibt es antisemitische Juden?

(Quelle: Huffpost.de) Gemeinsam mit der Welt, und oftmals sogar allen voraus kritisieren Juden in Israel und auf der ganzen Welt Israel und seine Politik immer schärfer. Mittlerweile zweifeln viele von ihnen offen an der Legitimität der Existenz des jüdischen Staates.

Triple-D-Test

Im Schritt mit dem gegenwärtigen Zeitgeist ist eine große Anzahl von Juden, die in der Diaspora leben, entweder offenkundig oder verdeckt antiisraelisch. Sidney und Max Blumenthal, Noam Chomsky und sogar Bernie Sanders, über den ich hier bereits geschrieben habe, sind bekannte Beispiele von Juden, die sich an antiisraelischen Aktivitäten beteiligen. Der Milliardär George Soros ist jedoch höchstwahrscheinlich der Archetyp eines Israelhassers. Soros gibt jährlich Millionen von USD aus eigener Tasche für die Unterstützung antiisraelischer Organisationen aus und übt Druck auf die amerikanische Regierung aus, die angeblichen „Opfer“ Israels zu unterstützen.

Natan Scharanski, ehemaliger Vorsitzender der Jewish Agency, prägte den sogenannten Triple-D-Test, um Israelkritik vom Antisemitismus zu unterscheiden. Die drei Ds stehen für die De-Legitimierung Israels, Dämonisierung Israels und Doppelmoral gegenüber Israel. Würden die Taten prominenter Juden, die oben aufgeführt wurden, auf die drei Ds hin getestet werden, würden sie alle „mit Bravour“ bestehen und als bittere Antisemiten etikettiert werden. Der einzige Grund, warum sie nicht als solche klassifiziert werden, besteht darin, dass sie, nun, Juden sind.

Keine andere Nation hat so heftige Kritiker, die aus ihren eigenen Reihen kommen, und keine andere Nation muss sich gegen die Leidenschaft der eigenen Leute, das eigene Land zu zerstören, zur Wehr setzen. Um zu verstehen, woher solcher Hass kommt, müssen wir in unseren Wurzeln nachforschen.

Warum dieser erbitterte Hass?

Der Midrasch (Bereschit Rabba) sagt uns, dass Abraham der Patriarch sein Heimatland verließ und sich nach der Konfrontation mit König Nimrod auf den Weg nach Kanaan machte. Er floh um sein Leben und begann, die Auffassung zu verbreiten, die der Grund für seinen Konflikt mit seinem König gewesen war: Der Egoismus darf nicht Überhand nehmen; er muss mit Barmherzigkeit und Liebe überdeckt werden. Der Midrasch fährt mit der Beschreibung fort, wie Abrahams Gruppe gewachsen ist, bis sie zu einem Volk wurde, welches gelobte, „wie ein Mensch mit einem Herzen“ zu sein und damit beauftragt wurde, „ein Licht für die Völker“ zu werden, indem es die Einheit, die es erlangt hatte, verbreitete.

„Hass erregt Hader, aber Liebe überdeckt alle Verfehlungen“, sagte König Salomo. Dies war das Motto der alten Hebräer, unserer Vorfahren. Dieser kurze Vers fasst die Essenz der spirituellen Arbeit unserer Vorfahren zusammen. Sie strebten danach, das Endziel zu erreichen: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Dieser Grundsatz, formuliert von Rabbi Akiva, war das allumfassende Gesetz der Thora. Als das Volk Israel allerdings dem unbegründeten Hass zum Opfer fiel, verlor es die Fähigkeit, seinen Hass mit Liebe zu überdecken. Schließlich wurde der Tempel zerstört und das Volk ins Exil verbannt.

Die letzte Hoffnung der Welt

Mit dem Verlust unserer Fähigkeit, Hass mit Liebe zu überdecken, haben wir auch unsere Fähigkeit verloren, „ein Licht für die Völker“ zu sein. Als Folge davon verloren die Völker die Hoffnung, zu lernen, wie sie sich über ihren Egoismus hinweg miteinander vereinigen können. Seitdem ist der Egoismus der König der Welt und seitdem betrachten die Nationen die Juden als die größten, wenn nicht sogar als die alleinigen, Bösewichte der Welt.

Schlimmer noch, da wir vergessen haben, wie wir den Hass mit Lieber überdecken, und somit auch unsere Aufgabe vergessen haben, diese Kenntnis weiterzugeben, können wir nicht verstehen, warum die Welt uns hasst. Wir denken, wir seien wie alle anderen. Doch wie bereits Goethe sagte: „Keiner, auch nur der kleinste, geringste Jude, der nicht entschiedenes Bestreben verriete, und zwar ein irdisches, zeitliches, augenblickliches“. Die „Erinnerung“ an unsere einzigartige Berufung wohnt tatsächlich jedem einzelnen Mensch inne, ungeachtet des Glaubens, wenn auch unbewusst. Dies macht die Menschen so empfindlich, sobald es um den inoffiziellen Vertreter des jüdischen Volkes geht, den Staat Israel. Dies führt auch zur kritischen Einstellung der Menschen gegenüber Israel, sobald sie denken, dass die Handlungen Israels nicht einer Moral entsprechen, deren Einhaltung von keiner anderen Nation verlangt wird.

Das dritte D im Test von Scharanski, die Doppelmoral, ist etwas, was alle Menschen – Juden wie Nichtjuden – empfinden, sobald es um „das auserwählte Volk“ geht und insbesondere um den Staat Israel. Anders ausgedrückt, es gibt einen globalen Konsens darüber, dass Israel nicht einfach nur ein anderes Land ist. Weil wir allerdings nicht wissen, worin unsere Verantwortung liegt, de-legitimieren Israelkritiker jeglicher Couleur dessen pure Existenz.

In welchem Punkt hat Soros recht, und wo irrt er

Ich kann verstehen, woher die Kritik von Soros und anderen israelhassenden Juden kommt. Wie ich fühlen sie, dass das derzeitige Verhalten Israels schädlich für die Welt ist. Wenn es allerdings um die Lösung geht, könnten wir nicht weiter voneinander entfernt sein. Die Israelhasser urteilen nach Israels Politik, billigen diese nicht und beschließen, dass Israel am besten gar nicht existieren sollte. Indem sie Israel schlechtmachen, distanzieren sie sich selbst vom Bösen und stellen sich selbst so dar, als wären sie für das Wohl der Menschheit im Einsatz.

Ich hingegen beziehe mich auf die Weisheit unserer Weisen, Israel nur entsprechend seiner Stufe der Einheit zu bewerten. Entsprechen dem, was ich gelernt habe, ist unsere Uneinigkeit unser einziger Fehler. Israel ist nur schädlich für die Welt, weil wir, Israelis und Juden, nicht die wahre Rolle Israels kennen.

Die Aufgabe des jüdischen Volkes hat sich seit seiner Gründung nicht verändert. Wir sind immer noch diejenigen, die sich „wie ein Mensch mit einem Herzen“ vereinen und die Nächsten wie sich selbst lieben lernen müssen. Dadurch werden wir zu „einem Licht für die Völker“. Wir können allerdings nicht zu diesem Beispiel werden, wenn wir nicht die physischen Bedingungen haben, um diese Einheit wiederherzustellen. Diese physische Bedingung ist der Staat Israel.

Wir sind nicht uns selbst zuliebe nach Israel zurückgekehrt. Wir sind hierher zurückgekommen, um eine Aufgabe zu verwirklichen, die wir der Welt schulden. Nur wenn wir an unserem Zusammenhalt und an unserer gegenseitigen Verantwortung arbeiten und unsere Gesellschaft dementsprechend formen, wird die Welt unsere Anwesenheit hier für legitim halten und damit aufhören, uns zu dämonisieren.

Selbst wenn es anfänglich schwierig sein wird, unsere jahrhundertealte Entfremdung voneinander mit Liebe zu bedecken, werden unsere Anstrengungen, dies zu erreichen, mit Wohlwohlen betrachtet werden. Jeder Jude, ob Israelbegeisterter oder Israelhasser, muss daran beteiligt sein, den Geist des jüdischen Volkes, den Geist der Barmherzigkeit und Liebe, wieder einzusetzen. Die Welt hasst uns, weil wir einander hassen. Lasst uns damit einfach aufhören.

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