Dr. Michael Laitman To Change the World – Change Man

Vergesst Opiate, werdet high von der Verbindung

(Quelle: Huffpost.de) In einem faszinierenden Artikel auf Huffington Post erklärt Hari im Detail, wie er die Wahrheit über die Sucht herausgefunden hat, und worin er die Lösung für sie sieht. Die ursprüngliche Theorie für die Erklärung der Drogensucht sei durch Experimente an Ratten entstanden, so Hari. Diese seien auf zwei Käfige mit zwei Wasserflaschen verteilt worden, eine davon mit purem Wasser, die andere enthielt Wasser mit Heroin. Die Ratten hätten von beiden Flaschen gekosten und seien nach einigen Malen süchtig nach Heroin geworden. Sie tranken nur noch aus der Flasche mit der Droge, bis sie letztlich gestorben seien.

Das Problem, so Hari in seinem Artikel, bestehe darin, dass die Ratten in ihrem Käfig allein gelassen worden seien, obwohl Ratten sehr gesellschaftliche Tiere sind, genau wie wir. Ein Psychologie-Professor in Vancouver, Bruce Alexander, entschloss sich zu prüfen, ob die Suchttheorie unter anderen Umständen halten würde. Er führte dasselbe Experiment mit den zwei Flaschen durch, unterbrachte die Ratten aber in einem Käfig, das Hari als „Rattenpark“ bezeichnet, mit „bunten Bällen und dem besten Rattenfutter, mit Tunneln, durch die sie huschen konnten, und vielen Freunden: allem, was eine durchschnittliche Ratte sich wünschen könnte“.

Wie zuvor probierten die Ratten auch hier von den zwei Flaschen, doch diesmal kamen sie kaum je zu dem Wasser mit der Droge zurück, und keine wurde süchtig. Hari schrieb: „Während alle Ratten, die allein und unglücklich waren, ständig zur Droge griffen, tat es keine der Ratten, die eine glückliche Umgebung hatten.“ Die Schlussfolgerungen, die Hari für die Drogensucht unter Menschen zog, waren noch verblüffender als seine Erkenntnisse über die Drogensucht unter Ratten. Er fand heraus, dass hospitalisierte Patienten, die große Mengen von Schmerzmitteln auf der Basis von Opiaten bekommen, selten süchtig werden. Gleiches galt für Soldaten im Vietnamkrieg.

Während sie im Einsatz waren, wurden etwa zwanzig Prozent von ihnen heroinsüchtig. Nach ihrer Rückkehr jedoch hörten sie einfach auf, es zu nehmen, ohne dass dafür Entzugsprogramme vonnöten gewesen wären. Wie bei Ratten galt hier auch – sobald Menschen in eine unterstützende und liebevolle Umgebung zurückkehren, hören sie auf, Drogen zu nehmen, weil sie diese einfach nicht mehr brauchen. Zum Schluss stellt Hari fest: „Das Gegenteil von Sucht ist nicht Nüchternheit; es ist zwischenmenschliche Verbindung“.

Was passiert, wenn wir den guten Käfig meiden

Der Mangel an zwischenmenschlicher Verbindung resultiert in mehr als nur Drogensucht. Er verursacht oder verschlimmert so viele körperliche und seelische gesundheitliche Probleme, dass es den Anschein erweckt, dass der Bedarf nach Gesundheitsvorsoge faktisch vollständig entfallen würde, könnte man diesen einen Mangel beheben. In einem Interview für das israelische Channel 2 sagte Thomas Friedman von den New York Times, er habe neulich den Sanitätsinspekteur der Vereinigten Staaten, Vivek Myrthy gefragt, was die am meisten verbreitete Krankheit in den USA sei, sei es Krebs, Diabetes, seien es Herz- und Kreislaufkrankheiten?

Dieser habe geantwortet, nichts davon; es sei die Isolation. Nicht Herzkrankheiten, nicht Depressionen, nicht einmal Drogensucht, sondern die gesellschaftliche Isolation schafft mehr Kranksein in den USA als jedes andere gesundheitliche Problem. Verbindet man das mit der zunehmenden Erreichbarkeit und Erschwinglichkeit von Straßen – und rezeptpflichtigen Drogen, dann sieht man, dass wir für uns selbst unbeabsichtigt eben jene Zustände geschaffen haben, die Menschen und Ratten in den Drogenmissbraucht und die Sucht treiben. Wir haben uns in den falschen Käfig gebracht, nämlich in gesellschaftliche Isolation, und versuchten, dem Käfig durch Drogenkonsum zu entfliehen.

William Lisman ist Rechtsmediziner in Luzerne County in Pennsylvania, dem offiziell „unglücklichsten Ort von Amerika“. Über Jahre hinweg hat er viele Tode gesehen, deren Ursache die Überdosis von rezeptpflichtigen Medikamenten war. Er bringt seine Sicht der Situation sehr direkt zum Ausdruck: „Wir haben viele Menschen, die mit ihrem Leben unglücklich sind. Menschen, die Drogen nehmen, wollen fliehen“.

Warum das Elend

Wenn wir Ratten wären, wäre es ziemlich einfach, uns glücklich zu machen. Ratten sind vollkommen glücklich, wenn sie bunte Bälle, gutes Futter und gute Gesellschaft zur Verfügung haben. Wir Menschen haben all das, und mehr als das. Das Leben bietet jede erdenkliche Form von Entertainment, es gibt eine Fülle von Essen, und um uns herum gibt es überall Menschen. Viele von uns meiden all das jedoch und isolieren sich. Warum entfremden wir uns voneinander? Warum gibt es unter uns so viel Hass, wenn wir in unserem „Menschenpark“ glücklich bis an unser Lebensende leben könnten? Darauf gibt es nur eine Antwort: das Ego. Der Aufbau des menschlichen Verlangens ist einzigartig. Alle anderen Tiere streben nur danach, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn sie genug Nahrung haben, um sich am Leben zu erhalten, und Obdach für ihre Jungen, dann sind sie gemütlich und zufrieden.

Bei uns gilt dagegen, dass wir mehr wollen, je mehr wir haben. Über Lebensunterhalt und Vermehrung hinaus begehren wir Macht, Ruhm, Wissen und Respekt. Der Lebensunterhalt ist nicht genug; wir wollen Überlegenheit. 1998 veröffentlichte das Journal of Economic Behavior & Organisation Ergebnisse der Studie, die von Wirtschaftsprofessoren der Harvard Universität, David Hemenway und Sara Solnick, durchgeführt wurde.

In ihrer Forschungsarbeit mit dem Titel: „Ist mehr immer besser? Eine Studie zum Positionsverhalten“, kommen die Autoren zu dem Schluss, dass viele Menschen es vorziehen, 50 Tausend Dollar im Jahr zu verdienen, wenn andere 25 Tausend verdienen, als 100 Tausend Dollar, während andere 200 Tausend verdienen. Mit anderen Worten, sobald unsere Grundbedürfnisse gesichert sind, ist für uns nicht ausschlaggebend, ob wir reich sind, sondern ob wir reicher als andere sind. Sowohl unser Neid als auch der Hass gegen andere verbinden uns, und wir vergleichen uns ständig mit anderen und entfremden uns, da wir uns nicht mit ihnen verbinden, sondern Überlegenheit erlangen wollen. Auf diesem Wege verdirbt unser Ego unsere Beziehungen zu anderen. Wenn wir das Ego loswerden könnten, wären wir zufrieden, aber dabei wären wir wie Ratten – wir würden uns mit Futter und Obdach zufrieden geben.

Wir können aber nicht wie Ratten sein. Das Ego ist der Motor unserer Evolution, die Treibkraft des Progresses. Unsere Weisen sagen uns im Midrash (Kohelet): „Man verlässt diese Welt nicht mit der Hälfte der erfüllten Wünsche. Wer hundert hat, will zweihundert; wer zweihundert hat, will vierhundert“. Wie die eben dargestellte Studie zeigt, sind unsere Egos soweit angewachsen, dass sie sich nicht damit zufrieden geben, mehr zu haben; sie wollen mehr haben als andere. Schlimmer als das: wir genießen es oft, Menschen Schmerzen zuzufügen aus nichts als dem puren Vergnügen daran, sie zu verletzen. Kein Tier genießt es, zweckloses Leid zuzufügen, nur Menschen tun es.

Einer der führenden Forscher auf dem Feld von Drogenmissbrauch, Prof. Peter Cohen von der Universität von Amsterdam, betont, dass Menschen ein tiefes Bedürfnis haben, sich zu Verbinden und Beziehungen zu bilden, weil wir darin Vergnügen finden. Wenn das Ego unsere Verbindungen verdirbt, dann zerstört es unsere größte Quelle von Vergnügen; es bringt uns dazu, menschliche Kontakte zu scheuen, ängstigt uns aber gleichzeitig vor dem Alleinsein.

Den schädigenden Effekt des Egos annullieren

Hari schreibt in seinem Artikel: „Wenn wir versuchten, diese neue Geschichte aufzunehmen“, dass Sucht nicht durch Chemie, sondern durch menschliche Isolation hervorgerufen wird, „werden wir viel mehr ändern müssen als nur die Drogenbekämpfung. Wir werden uns selbst ändern müssen“.

Wenn wir für einen Moment zu Thomas Friedman zurückkommen, sagte dieser in einem Interview mit Tucker Carlson in Tucker Carlson Tonight in Bezug auf die sich bedrohlich abzeichnende Herausforderung der Langzeitarbeitslosigkeit und ihre Folgen Folgendes: „Wir haben erst mit unseren Händen gearbeitet, und dann mit unseren Köpfen, und nun werden wir mehr mit unseren Herzen arbeiten… Ich denke, dass es eine riesige Aufgabe sein wird, Menschen miteinander zu verbinden… Ich denke, dass die besten Berufe zwischenmenschlich sein werden, von Mensch zu Mensch. Wir werden eine ganze neue Reise von Berufen und Industriezweigen um das Herz herum sehen, um die zwischenmenschliche Verbindung herum.“

Friedman hat Recht. In 2013 das ARI-Institut ein Buch herausgegeben, The Benefits of the New Economy: Resolving the global economic crisis through mutual guarantee.

Die Verfasser, die zum Teil meine Studenten sind, schreiben darin Folgendes: „Ein Wechsel von Konzepten und Werten ist jetzt vonnöten, eine Verlagerung von Beziehungen, die auf Macht basieren, zu Solidarität und gesellschaftlicher Kohäsion hin. Die Verbindung zwischen Menschen ist das Thema der öffentlichen Agenda. Die Wirtschaft ist nur dazu da, die Verbindung zwischen Menschen zu unterstützen und aufrechtzuerhalten“.

In den letzten Jahren hat die Arvut (Bürgschaft) Bewegung, die auch von meinen Studenten gegründet wurde, runde Tische und Verbindungskreise – Veranstaltungen auf der ganzen Welt durchgeführt, mit großem Erfolg. Diese zwei Techniken, auf die ich in meinem eigenen Buch, Completing the Circle, näher eingehe, wenden den Grundsatz an, der noch von Vorvater Abraham entdeckt und von seinen Nachkommen und Schülern perfektioniert wurde: „Hass erregt Hader, doch Liebe überdeckt alle Verfehlungen“ (Sprüche 10:12).

Einfach gesagt: Versuche nicht, das Ego zu zerschlagen oder zu unterdrücken; überdecke es mit Liebe, und es wird dich zu neuen Höhen erheben. Die Verfasser des Sohar wussten es und schrieben: „Sehet wie gut und wie angenehm es ist, wenn Freunde beisammen sitzen. Dies sind die Freunde, wie sie beisammen sitzen, und sie sind nicht voneinander getrennt. Zuerst scheinen sie wie Krieger, die einander zu töten wünschen. Doch dann kehren sie zur brüderlichen Liebe zurück. Von nun an sollen sie sich nicht mehr trennen… und durch deinen Verdienst wird Friede in der Welt sein“ (Das Buch Sohar, Aharei Mot).

Während ich beglückt darüber bin, dass Menschen endlich begreifen, dass die Isolation unser schlimmstes Problem ist, und dass wir lernen müssen, uns miteinander zu verbinden, befürchte ich gleichzeitig, dass wir zu langsam aufwachen. Wenn wir uns nicht beeilen, werden Menschen zu solchen Ausmaßen von Gewalt getrieben werden (und schon jetzt arten diese aus), dass wir nicht in der Lage sein werden, die gesellschaftliche oder sogar globale Katastrophe zu verhindern. Je schneller wir begreifen, dass wir breit angelegt Erziehung zur Verbindung einführen müssen, desto besser sind unsere Chancen, den Wandel in unserer Arbeit und in sozialen Verbindungen schnell, einfach und angenehm zu überstehen.

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